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Es ist an der Zeit

Glänzend steht nun die Brücke, der mächtige Schatten erinnert
Nur an die Zeit noch, es ruht ewig der Tempel nun hier,
Götzen von Stein und Metall mit furchtbaren Zeichen der Willkür
Sind gestürzt und wir sehn dort nur ein liebendes Paar —
An der Umarmung erkennt ein jeder die alten Dynasten,
Kennt den Steuermann, kennt wieder die glückliche Zeit.

NOVALIS (eingereicht von Sascha Scholz)

9 Kommentare:

  1. Das Ende des Haders

    Lange währt der Zweifel, es konnte keiner ihn schlichten,
    Mancher schöne Kristall brach in dem feindlichen Stoß
    Nur die Liebe besitzt den Talisman ewigen Friedens -
    Da nur, wo sie erscheint, stießen die Massen in eins. Novalis

    Hier bist Du, lieber Sascha, hab' Dich schon gesucht, rufe heute an.
    ~ Katharina

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  2. Berichtigung:

    Das Ende des Haders

    Lange währte der Zwist, es konnte keiner ihn schlichten;
    Mancher schöne Kristall brach in dem feindlichen Stoß.
    Nur die Liebe besitzt den Talisman ewigen Friedens-
    Da nur, wo sie erscheint, fließen die Massen in eins.
    [~ Novalis / Historisch-Kritische Ausgabe]

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  3. Jeder Staatsbürger ist Staatsbeamter. Seine Einkünfte hat er nur, als solcher. Man hat sehr unrecht, den König den ersten Beamten des Staats zu nennen. Der König ist kein Staatsbürger, mithin auch kein Staatsbeamter. Das ist eben das Unterscheidende der Monarchie, daß sie auf den Glauben an einen höhergebornen Menschen, auf der freiwilligen Annahme eines Idealmenschen, beruht. Unter meines Gleichen kann ich mir keinen Obern wählen; auf Einen, der mit mir in der gleichen Frage befangen ist, nichts übertragen. Die Monarchie ist deswegen ächtes System, weil sie an einen absoluten Mittelpunct geknüpft ist; an ein Wesen, was zur Menschheit, aber nicht zum Staate gehört. Der König ist ein zum irdischen Fatum erhobener Mensch. Diese Dichtung drängt sich dem Menschen nothwendig auf. Sie befriedigt allein eine höhere Sehnsucht seiner Natur. Alle Menschen sollen thronfähig werden. Das Erziehungsmittel zu diesem fernen Ziel ist ein König. Er assimilirt sich allmählich die Masse seiner Unterthanen. Jeder ist entsprossen aus einem uralten Königsstamm. Aber wie wenige tragen noch das Gepräge dieser Abkunft?

    [~ Novalis/ "Glauben und Liebe" HKA Band 2]

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  4. Wo die Majorität entscheidet – herrscht die Kraft über die Form – Umgekehrt, wo die Minorität die Oberhand hat.
    Kühnheit kann man den theoretischen Politikern nicht vorwerfen. Keinem ist noch eingefallen zu versuchen – ob nicht Monarchie – und Demokratie schlechterdings, als Elemente eines wahren Universal-Staats, vereinigt werden müßten und könnten?
    Eine wahre Demokratie ist ein absoluter Minus-Staat. Eine wahre Monarchie ist ein absoluter Plus-Staat. Die Konstitution der Monarchie ist der Caracter des Regenten. Ihre Garantie ist sein Wille.
    Demokratie, im gewöhnlichen Sinn, ist im Grunde von der Monarchie nicht verschieden, nur daß hier der Monarch eine Masse von Köpfen ist. Ächte Demokratie ist Protestantismus – politischer Naturstand, wie der Protestantism im engern Sinn – religioeser Naturstand.
    Die gemäßigte Regierungsform ist halber Staat und halber Naturstand – es ist eine künstliche, sehr zerbrechliche Maschine – daher allen genialischen Köpfen höchst zuwider – aber das Steckenpferd unsrer Zeit. Ließe sich diese Maschine in ein lebendiges, autonomes Wesen verwandeln, so wäre das große Problem gelöst. Naturwillkür und Kunstzwang durchdringen sich, wenn man sie in Geist auflöst. Der Geist macht beydes flüssig. Der Geist ist jederzeit poetisch. Der poetische Staat – ist der wahrhafte, vollkommne Staat.
    Ein sehr geistvoller Staat wird von selbst poetisch seyn – Je mehr Geist, und geistiges Verkehr im Staat ist, desto mehr wird er sich dem poetischen nähern – desto freudiger wird jeder darin aus Liebe zu dem Schönen, großen Individuo, seine Ansprüche beschränken und die nöthigen Aufopferungen machen wollen – desto weniger wird der Staat es bedürfen – desto ähnlicher wird der Geist des Staats, dem Geiste eines Einzelnen musterhaften Menschen seyn – der nur ein einziges Gesetz auf immer ausgesprochen hat – Sey so gut und poetisch, als möglich.

    [~ Novalis / Vermischte Bemerkungen -Blüthenstaub 1797-1798]

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  5. Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
    Sind Schlüssel aller Kreaturen,
    Wenn die, so singen oder küssen,
    Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
    Wenn sich die Welt ins freie Leben,
    Und in die Welt wird zurückbegeben,
    Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
    Zu echter Klarheit werden gatten,
    Und man in Märchen und Gedichten
    Erkennt die ewgen Weltgeschichten,
    Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
    Das ganze verkehrte Wesen fort.
    ***
    Dann fliegt vor einem geheimen Wort
    Das ganze verkehrte Herden-Wesen fort.

    [nach ~ Rudolf Steiner]

    ***


    [~ Novalis / "Heinrich von Ofterdingen" 2.unvoll.Teil]

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  6. 88. Phys[ik]. Absolute Passivitaet ist ein vollkomner Leiter – abs[olute] Activitaet ein vollk[ommner] Nichtleiter. Jenes ist so gut höchster Effort von Kraft, als dies. Passivitaet ist nicht so verächtlich, als man glaubt. Nichts schwächt eine fremde Gewalt mehr, als abs[olute] Passivitaet. Unvollkommne Leiter verstärken den angreifenden Theil. Vollk[ommne] Nichtleiter schwächen auf die entgegengesezte Weise abs[olut].

    [~ Friedrich von Hardenberg "DAS ALLGEMEINE BROUILLON"
    Materialien zur Enzyklopädistik 1798/99]

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  7. War Rafael Seelenmahler? W[as] h[eißt] d[as]?

    Aller reeller Streit ist ein Schein - daher die Frage über Idealismus und Realismus so thöricht, so scheinbar, aber deswegen so Johannisch.

    ...Ossian und Homer, Milton und Ariost, Virgil und Klopstock, jeder ist was er wollte und konnte: aber keiner wollte je ein infallibler, einziger Codex der Gesetze der Schönheit und Wahrheit seyn und ein Idol für alle Zeiten und Völker abgeben; gewiß, lieber Herr Hofrath [F.Schiller], geben Sie mir hierinn recht, und verzeihen allenfalls meinen jugendlichen Eifer: Aber ein Fehler ganzer Generationen auf Unkosten des gemeinen, reinen Menschensinns, der die Entweihung unserer Lieblinge angeht, könnte einen zu dem Feuereifer eines Elias berechtigen, der die Baalspfaffen auf gut jüdisch am Bache Kidron schlachten ließ...

    [Friedrich von Hardenberg]

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  8. Liebe Katharina - ich versuche, die sechs großen Gedanken (Kommentare) einmal zusammen zu sehen: Da nur, wo SIE erscheint, also durch den und die Menschen, wird EINIGKEIT sein. Die Aufgabe steht an: Alle Menschen sollen thronfähig werden, d.h. als Künstler im Sozialen zu leben und zu sterben. Und das heißt nichts anderes als: Dreigliederung des sozialen Organismus. Je-Doch besteht ein Widerspruch zwischen Stoff- und Formtrieb (Naturwillkür und Kunstzwang bei Novalis). Formtrieb: Wenn nicht mehr abstrakt vorgestellt (Zahlen, Figuren, Statistiken, Typen), sondern im reinen Denken der individuelle Mensch erfasst wird, fliegt in absehbarer Zeit das ganze Herdenwesen hinfort. Stofftrieb: Die absolute Passivität ist anzustreben.
    Der scheinbare oder wirkliche Wiederspruch zwischen Realismus und Idealismus ist eine Entwicklungsbedingung, für die man dankbar sein kann. Alles hat Zeit - Es ist an der Zeit!



    1. "Kommt Zeit, kommt Rat

    Wer will denn alles gleich ergründen!
    Sobald der Schnee schmilzt, wird sich's finden.

    Hier hilft nun weiter kein Bemüh'n!
    Sind Rosen, nun, sie werden blüh'n."

    Johann Wolfgang von Goethe


    2."...Glaube mir, es steht unendlich viel in unserer Gewalt, wir haben unser Vermögen nicht gekannt - dieses Vermögen ist die Zeit. Eine gewissenhafte, sorgfältige Anwendung dieser kann erstaunlich viel aus uns machen. Und wie schön, wie beruhigend ist der Gedanke, durch den bloß richtigen Gebrauch der Zeit, die unser Eigentum ist, sich selbst und ohne fremde Hilfe, ohne Abhängigkeit von Aussendingen, sich selbst alle Güter des Lebens erwerben zu können. Mit welchem Rechte können wir das Schicksal oder den Himmel darüber belangen, dass er uns weniger als andere begünstigte. - Er gab uns Zeit, und wir haben alles, sobald wir Verstand und ernstlichen Willen haben, mit diesem Kapitale zu wuchern."

    Friedrich Schiller an Huber

    3."Ich hatte in der Zeit, da ich an meiner Goethe-Interpretation arbeitete, Goethe stets im Geiste wie einen Mahner neben mir, der mir unaufhörlich zurief: Wer auf geistigen Wegen zu rasch vorschreitet, der kann zwar zu einem engumgrenzten Erleben des Geistes gelangen; allein er tritt an Wirklichkeitsgehalt verarmt aus dem Reichtum des Lebens heraus.

    Ich konnte an meinem Verhältnis zur Goethe-Arbeit recht anschaulich beobachten, «wie Karma im Menschenleben wirkt». Das Schicksal setzt sich zusammen aus zwei Tatsachengestaltungen, die im Menschenleben zu einer Einheit zusammenwachsen. Die eine entströmt dem Drange der Seele von innen heraus; die andere tritt von der Außenwelt her an den Menschen heran. Meine eigenen seelischen Triebe gingen nach Anschauung des Geistigen; das äußere Geistesleben der Welt führte die Goethe-Arbeit an mich heran. Ich mußte die beiden Strömungen, die in meinem Bewußtsein sich begegneten, in diesem zur Harmonie bringen. — Ich verbrachte die letzten Jahre meines ersten Lebensabschnittes damit, mich abwechselnd vor mir selbst und vor Goethe zu rechtfertigen. (...)

    Eine große Bedeutung hatte in dieser Zeit für mich die eingehende Beschäftigung mit Goethes Märchen von der «grünen Schlange und der schönen Lilie», das den Schluß bildet seiner «Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter». Dieses «Rätselmärchen» hat viele Ausleger gefunden. Mir kam es auf eine «Auslegung» des Inhaltes gar nicht an. Den wollte ich in seiner poetisch-künstlerischen Form einfach hinnehmen. Die waltende Phantasie erklärend mit dem Verstande zu zerstäuben, war mir immer unsympathisch.

    Ich sah, wie diese Goethe'sche Dichtung aus dessen geistigem Verkehr mit Schiller hervorgegangen ist. Schillers Geist machte, als er seine «Briefe zur Förderung der ästhetischen Erziehung des Menschen» schrieb, die philosophische Epoche seiner Geistesentwickelung durch. Die «Verständigung des menschlichen Bewußtseins mit sich selbst» war eine ihn aufs stärkste beschäftigende Seelenaufgabe. Er sah die menschliche Seele auf der einen Seite ganz hingegeben der Vernunfttätigkeit. Er fühlte, daß die im rein Vernünftigen waltende Seele nicht vom Körperlich-Sinnlichen abhängig ist. Aber er empfand in dieser Art von übersinnlicher Betätigung doch ein Unbefriedigendes. Die Seele ist «im Geiste», wenn sie an die «logische Notwendigkeit» der Vernunft hingegeben ist; aber sie ist in dieser Hingabe weder frei, noch innerlich geistig lebendig. Sie ist an ein abstraktes Schattenbild des Geistes hingegeben; webt und waltet aber nicht in dem Leben und Dasein des Geistes. - Auf der ändern Seite bemerkte Schiller, wie die menschliche Seele in einer entgegengesetzten Betätigung ganz an das Körperliche — die sinnlichen Wahrnehmungen und die triebhaften Impulse — hingegeben ist. Da verliert sich in ihr das Wirken aus dem geistigen Schattenbilde; aber sie ist an eine Naturgesetzlichkeit hingegeben, die nicht ihr Wesen ausmacht.

    Schiller kam zu der Anschauung, daß in beiden Betätigungen der Mensch nicht «wahrhafter Mensch» ist. Aber er kann durch sich bewirken, was ihm durch die Natur und den ohne sein Zutun zutage tretenden, vernünftigen Geistesschatten nicht gegeben ist. Er kann in sinnliche Betätigung die Vernunft einführen; und er kann das Sinnliche heraufheben in eine höhere Sphäre des Bewußtseins, so daß es wirkt wie das Geistige. So erlangt er eine mittlere Stimmung zwischen dem logischen und dem natürlichen Zwange. Schiller sieht den Menschen in einer solchen Stimmung, wenn er in dem Künstlerischen lebt. Die ästhetische Erfassung der Welt schaut das Sinnliche an; aber so, daß sie den Geist darin findet. Sie lebt im Schatten des Geistes, aber sie gibt im Schaffen oder Genießen dem Geiste sinnliche Gestalt, so daß er sein Schattendasein verliert.

    Mir war schon Jahre vorher dieses Ringen Schillers nach der Anschauung vom «wahrhaften Menschen» vor die Seele getreten; als nun Goethes «Rätselmärchen» selber für mich zum Rätsel wurde, da stellte es sich neuerdings vor mich hin. Ich sah, wie Goethe die Schiller'sche Darstellung des «wahrhaftigen Menschen» aufgenommen hat. Für ihn war nicht minder als für den Freund die Frage lebendig: wie findet das schattenhafte Geistige in der Seele das Sinnlich-Körperhafte, und wie arbeitet sich das Naturhafte im physischen Körper zum Geistigen hinauf?

    Der Briefwechsel zwischen den beiden Freunden, und was man sonst über ihren geistigen Verkehr wissen kann, bezeugen, daß die Schiller'sche Lösung Goethe zu abstrakt, zu einseitig philosophisch war. Er stellte die anmutvollen Bilder von dem Flusse, der zwei Welten trennt, von Irrlichtern, die den Weg von der einen in die andere Welt suchen, von der Schlange, die sich hingeben muß, um eine Brücke zwischen den beiden Welten zu bilden, von der «schönen Lilie», die «jenseits» des Flusses nur als waltend im Geiste von denen erahnt werden kann, die «diesseits» leben, und vieles andere hin. Er stellte der Schiller'schen philosophischen Lösung eine märchenhaft-poetische Anschauung gegenüber. Er hatte die Empfindung: geht man gegen das von Schiller wahrgenommene Rätsel der Seele mit philosophischen Begriffen vor, so verarmt der Mensch, indem er nach seinem wahren Wesen sucht; er wollte im Reichtum des seelischen Erlebens sich dem Rätsel nahen.

    Die Goethe'schen Märchenbilder weisen zurück auf Imaginationen, die von Suchern nach dem Geist-Erleben der Seele öfters vor Goethe hingestellt worden sind. Die drei Könige des Märchens findet man in einiger Ähnlichkeit in der «Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz». Andere Gestalten sind Wieder-Erscheinungen von früher in Bildern des Erkenntnisweges Aufgetretenem. — Bei Goethe erscheinen diese Bilder nur in schöner, edler, künstlerischer Phantasie-Form, während sie vorher doch einen mehr unkünstlerischen Charakter tragen."

    Rudolf Steiner Mein Lebensgang

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  9. …Indessen sagte der goldne König zum Manne: Wie viel Geheimnis weißt du? - Drei, versetzte der Alte. - Welches ist das wichtigste? fragte der silberne König. - Das offenbare, versetzte der Alte. - Willst du es auch uns eröffnen? fragte der eherne. - Sobald ich das vierte weiß, sagte der Alte. - Was kümmerts’s mich! murmelte der zusammengesetzte König vor sich hin. Ich weiß das vierte, sagte die Schlange, näherte sich dem Alten und zischte ihm etwas ins Ohr. – Es ist an der Zeit! rief der Alte mit gewaltiger Stimme. Der Tempel schallte wider, die metallenen Bildsäulen klangen, und in dem Augenblicke versank der Alte nach Westen und die Schlange nach Osten, und jedes durchstrich mit großer Schnelle die Klüfte der Felsen.
    Alle Gänge, durch die der Alte hindurch wandelte, füllten sich hinter ihm sogleich mit Gold, denn seine Lampe hatte die wunderbare Eigenschaft, alle Steine in Gold, alles Holz in Silber, tote Tiere in Edelsteine zu verwandeln, und alle Metalle zu vernichten; diese Wirkung zu äußern mußte sie aber ganz allein leuchten. Wenn ein ander Licht neben ihr war, wirkte sie nur einen schönen Schein, und alles Lebendigkeit ward immer durch sie erquickt…
    „Das Märchen“ Johann W. von Goethe

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