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Wissenschaftsbegriff um den Menschen erweitern

Uwe Werner

These:
Das in der Welt Wirkende ist geistigen Ursprungs. Geistiges ist immer konkret. Am unmittelbarsten tritt Geist im Menschen als geistig-seelische Dimension auf. Dort ist er erfahrbar, sowohl für den einzelnen Menschen an/in sich selbst, wie auch am Anderen.
Der Wissenschaftsbegriff, der die Trennung vom beobachtenden Subjekt und beobachteten Objekt fordert, schliesst methodisch die Möglichkeit aus, dass das beobachtende Subjekt sich selbst zum beobachteten Objekt macht.

Die Aufhebung des Gegensatzes von Subjekt und Objekt in diesem Sinne ist aber Voraussetzung für die Beobachtung eines geistig Wirklichen, zunächst am Menschen selbst. Wenn dies auch von Steiner inauguriert worden ist, entscheidend ist, was heute methodisch-gegenwärtig „nachgewiesen“ werden kann. Es handelt sich um nicht mehr und nicht weniger als um die Herausforderung, den Wissenschaftsbegriff um die methodische Erfassung des geistig Wirklichen und Wirkenden zu erweitern.

So fruchtbar der bisherige Wissenschaftsbegriff war, so furchtbar hat er schon und wird er weiter wüten. Schon deshalb kommt dieser Begriff an seine Grenzen, weil er den Menschen selbst auf ein die Sinneswelt wahrnehmendes Subjekt beschränkt, also seine geistig-seelische Dimension nur als reflektiv, nicht als originär schöpferisch anerkennt. Das ist die Konsequenz der Forderung nach Wertfreiheit, denn die geistig-seelische Dimension ist die urteilende, die ethisch-ästhetische Dimension.

Wenn diese aber methodisch ausgeschlossen wird, so heisst das nicht, dass da nicht Geist wirke. Die Frage ist aber, welcher konkrete Geist dann wirkt, wenn kein Bewusstsein von ihm vorhanden ist. Anders: wer den Geist negiert wird potenziell Instrument der Geister der Negation.

Vielleicht – so könnte man meinen – bieten die Stimme des Gewissens oder überkommene Moralvorstellungen noch einen Schutz. Doch ist der Ausschluss des Subjekts durch den konsequent angewendeten traditionellen Wissenschaftsbegriff das beste Mittel, Bedenken, die aus diesem Bereich kommen, zu verdrängen, denn er enthebt den Forschenden der Verantwortung gegenüber dem Gegenstand seiner Forschung.

Das gilt auch für die zukünftige Naturwissenschaft, aber flagrant für die universitären Geisteswissenschaften, vor allem für die Geschichtswissenschaft. Da diese das Verstehen geistiger Vorgänge ausschliesst, wirkt sich ihr Dogma besonders dann katastrophal aus, wenn es um geschichtliche Vorgänge innerhalb der Esoterikbewegungen geht. Es kommt dann zu einer zwar faktenreichen, aber doch nur vergleichenden Analyse.

So stellt sich z. B. die Arbeit Helmut Zanders dar (Anthroposophie in Deutschland, Göttingen 2007, 1884 Seiten). Die Konsequenz der Negation des Geistigen ist hier, dass Steiner letztlich ein Schwindler gewesen wäre, da es ja keinen erkenntnismässigen Zugang zu einer geistigen Wirklichkeit gäbe. Sein enormes Wissen hätte ihm dann auch nur zur Erringung einer Machtposition innerhalb der Theosophischen Gesellschaft verholfen. Schliesslich wird Steiner zu einer historisch noch interessanten Persönlichkeit, aber eben nur historisch.

Dieses Denken ist Denken, das sich selbst verweigert zu denken.
Wir stehen also an der von Steiner vorgezeichneten Schwelle, unsere eigene ethisch-ästhetische Dimension in ein Verhältnis zum konkret geistig Wirkenden zu bringen. Und dem zur allgemeinen Anerkennung zu verhelfen. Das meine ich mit: den herrschenden Wissenschaftsbegriff in diesem Sinne um den Menschen zu erweitern.

Anfang August 2007

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