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Die Sünde ist durch das Gesetz gekommen

Gottfried Stockmar

Jeder Mensch weiß was an der Zeit ist; was für ihn an der Zeit ist.
Es kann lange dauern, bis man in seiner Zeit ist.
Es folgen einige Aussagen, durch die ich mich meiner Zeit zu nähern versuche.

›Und Raskolnikov könnte hinzufügen: ›Es gibt nichts Teuflischeres als die unbedingte Freiheit. Wer sie nicht hat, dem erscheint sie als das Höchste, weil sie ein Höchstmaß an Ungebundenheit und Unabhängigkeit des Willens bedeutet. Erfährt sie dann jemand, so wie ich, so merkt er schnell, dass sie das genaue Gegenteil von Freiheit darstellt, nämlich vollkommene Ohnmacht einem unberechenbaren Willen gegenüber. Doch das glauben die anderen einem nicht, und wenn man es ihnen erklärt hat, vergessen sie es bald wieder und erliegen von neuem dem Zauber, der im Gedanken der vollkommenen Ungebundenheit liegt. Und so muss der unbedingt Freie einen Alptraum vollkommener Ohnmacht durchleben und wird von den anderen auch noch beneidet und, wenn ihm ein verbotener Wille zustößt, bestraft.‹
Peter Bieri. Das Handwerk der Freiheit. Hanser 2001 Kapitel 7 ›Unbedingte Freiheit: eine Fata Morgana.‹ Der losgelöste Wille: ein Alptraum

›Solche Gemüter können den Zustand der Bestimmungslosigkeit nicht lang ertragen und dringen ungeduldig auf ein Resultat, welches sie in dem Zustand ästhetischer Unbegrenztheit nicht finden.‹
Friedrich Schiller. Fußnote zum Brief 21 ›Briefe zur ästhetischen Erziehung des Menschen.

›Für das Römertum war das, was unsere Zeit noch anbetet als den Geist der Gesetze, recht. … Räuberbanden wurden zusammengeholt, um an ihnen die schlimmsten tierisch-menschlichen Instinkte zu bekämpfen. Dazu war das römische Gesetz da, um wilde Tiere zu bekämpfen. ….Wir aber sollten uns darauf besinnen, dass wir Menschen geworden sind, und das wir nicht anbeten sollten jenen Geist der Gesetze, welcher da war aus den berechtigten Trieben des Römertums heraus, wilde tierisch-menschliche Leidenschaften zu bezähmen….
Dabei vergessen die Menschen immer wieder und wieder ein richtiges christliches Wort, das paulinische Wort: Die Sünde ist durch das Gesetz gekommen, nicht das Gesetz durch die Sünde.‹
Rudolf Steiner

›Was also bedeutet Freiheit für den heutigen Menschen? Er hat sich von äußeren Fesseln befreit, die ihn daran hindern könnten, das zu tun und zu denken, was er für richtig hält. Er möchte die Freiheit haben, nach seinem eigenen Willen zu handeln, wenn er nur wüsste, was er will, denkt und fühlt. Aber eben das weiß er nicht. Er richtet sich dabei nach anonymen Autoritäten und nimmt ein Selbst an, das nicht das seine ist. Je mehr er das tut, umso ohnmächtiger fühlt er sich, umso mehr sieht er sich gezwungen, sich anzupassen. Trotz allem dick aufgetragenen Optimismus und trotz aller äußerlichen Initiative ist der Mensch vom Gefühl einer tiefen Ohnmacht erfüllt, so dass er wie gelähmt herannahenden Katastrophen entgegenstarrt.‹
Erich Fromm. ›Die Furcht vor der Freiheit‹. Dtv 1990.S.185

›Hier aber ist es, wo Naturwissenschaft für ihre Anschauungen theoretisch eigentlich das Gegenteil von dem herausbekommt, was sie in der Praxis ausbildet.‹
›Das heißt: Wenn Naturwissenschaft auch noch so sehr – man möchte sagen, sogar mit einem gewissen Rechte – aus ihren Untergründen heraus die Freiheit leugnen muss, so erzieht sie, indem sie zu dem Bilddenken erzieht, den Menschen unserer Kulturwelt zur Freiheit.‹
Rudolf Steiner. 1.6.1922

›So hängt gerade das Freiheitserlebnis zusammen mit dem, was herausführt aus den instinktiven Mächten, die früher sozial gestaltend waren.
Damit aber ist man, wenn man nun im vollen Ernste an das Freiheitsproblem herandringt, für eine Weile wie in eine Art Leere geworfen, die man empfindet, wenn man eben damit ernst macht – mit allen Schauern , die das Leere, ich möchte sagen, das Nichts überhaupt nur dem Menschen einflößen kann.‹
Rudolf Steiner Wien 7.6.1922

›Jede nach irgendwelchen Prinzipien in ihrem Wesen vorherbestimmte Organisation muß notwendig die volle freie Entwicklung des Individuums unterdrücken, um sich als Gesamtorganismus durchzusetzen.‹ …›Ich möchte dem entgegnen: von einem ›Übermaß‹ des Individualismus kann nicht gesprochen werden, denn niemand kann wissen, was von einer Individualität verlorengeht, wenn man sie in ihrer freien Entfaltung beschränkt.‹
Rudolf Steiner: ›Freiheit und Gesellschaft‹ GA 31. 1898


›Man musste gewissermaßen dasjenige, was man in der Naturwissenschaft sich erringt durch ein die Naturerscheinung zusammenfassendes und durchhellendes Denken, in das freie menschliche Erleben selber heraufheben.
… Was der Mensch in seinem Innersten erlebt, was er erlebt in Bezug auf sein Verhältnis zur Welt, das erfordert, das er sich verständigt mit sich selbst über das in der Welt und in seinem Wesen, woraus der Impuls der Freiheit quillt. Wenn sich der Mensch über dieses nicht mit sich selbst verständigen kann, dann treten für ihn die Folgen im unmittelbaren Leben auf. Dann treten diese so auf, dass er sich selber ein unverständliches, ein für seine eigene Erkenntnis und dadurch auch für sein Leben nicht durchsichtiges Wesen ist. Er fühlt sich dann in der Welt so, als ob er nicht auf einem richtigen Boden mit seiner Erkenntnis stünde. Er sieht gewissermaßen in sich hinein, und da, wo er sein eigenes Wesen glänzen und leuchten sehen wollte, da sieht er eine Art Aushöhlung. ….mit dieser Aushöhlung lässt sich aber nicht leben. …. Will man den Menschen in seinem Verhältnisse zur Tat begreifen, dann braucht man eine Freiheitsphilosophie. Dann braucht man aber auch, zunächst wenigstens für das Problem der Freiheit, eine übersinnliche Forschung.‹
Rudolf Steiner. GA 78 TB S. 49-53

›Wer einfach aus einer gewissen Konsequenzsucht heraus eine formale einheitliche Welterklärung sucht, der wird, indem er sich zu entscheiden hat zwischen der Annahme einer Freiheit, die eigentlich empirisch im unmittelbar menschlichen Erleben gegeben ist, und zwischen der allwaltenden Naturnotwendigkeit, der wird sich aus dem, was der Menschheit an Denk- und Erkenntnisgewohnheiten in den letzten Jahrhunderten anerzogen worden ist, für die Naturnotwendigkeit entscheiden. Er wird trotz des Erlebens der Freiheit diese für eine Illusion erklären und den Bereich absoluter Notwendigkeit bis in die intimsten Intimitäten des menschlichen Wesens herein fortsetzen, so dass damit der Mensch völlig in den Kreis naturwissenschaftlicher Notwendigkeit eingesponnen ist.‹
Rudolf Steiner. GA 78 TB S 133

1 Kommentar:

  1. . Er wird trotz des Erlebens der Freiheit diese für eine Illusion erklären und den Bereich

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